Armer goldreicher Chocó

Chocó (gesprochen: tschokó) ist das mit Abstand ärmste der 32 Departamentos Kolumbiens. Es liegt in Kolumbiens Nordwesten und grenzt im Norden an Panama, im Westen an die Pazifikküste und im Nordwesten an den Atlantik (Karibisches Meer). Den Großteil der Bevölkerung machen Afrokolumbianer aus, also die Nachfahren der afrikanischen Sklaven aus der Kolonialzeit.
Angesichts des Goldreichtums der Region erscheint die große Armut der Bevölkerung paradox. Die Erklärung dafür liegt in der Gesetzgebung, die die Goldgräberei einzig großen Konzernen erlaubt. Für die verarmte Bevölkerung des Chocó bleibt somit oft nur die illegale Goldgräberei als Erwerbsmöglichkeit. Doch auch hier landet der Großteil des Gewinns nicht bei den Goldgräbern selbst, sondern vor allem bei den Zwischenhändlern. Nicht selten finanzieren Guerillagruppen wie die FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) oder die ELN (Ejercitio de Liberación Nacional) mit illegalem Goldzwischenhandel ihre Untergrundtätigkeiten.

 

Chocó – Spielball in blutigem Bürgerkrieg
Seit Jahrzehnten liefern sich diese Guerillagruppen einen blutigen Bürgerkrieg. Chocó ist faktisch nicht mehr in der Hand des Staates. Für die Bevölkerung gibt es aufgrund der alltäglichen Gewalt kaum eine Grundlage für ein angstfreies Leben. Eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und der Aufbau einer funktionierenden Infrastruktur sind unter diesen Umständen kaum möglich. Und auch Bildung wird in dieser Situation zu einem schwer zugänglichen Gut.

Bildung – eine oftmals weit entfernte Hoffnung
Für viele Kinder ist die Grundschule Colegio Diocesano San José in der Stadt Istmina die einzige Chance auf Bildung. Für den Unterricht am von Bischof Julio García ins Leben gerufenen Colegio Diocesano San José muss ein deutlich geringes Schulgeld bezahlt werden als an den wenigen anderen Schulen der Region. Schülerinnen und Schüler, welche die Schulgebühren aufgrund der prekären politischen Lage oder ihres sozialen Hintergrunds nicht bezahlen können, wird sogar gänzlich kostenfreier Unterricht aus den Mitteln der Diözese ermöglicht. Aufgrund dieser Möglichkeit und des hervorragenden Rufs der Schule kommen auch Kinder aus entlegenen Regionen von Chocó nach Istmina.
Die Situation dieser Kinder ist jedoch hoch problematisch – auch wenn ihnen eine ordentliche Schulbildung zuteil wird. Denn ohne Mentoren und festen Wohnsitz sind sie in der Stadt hilflos und haben nicht mal das Nötigste zum Leben. Sie müssen sich als Dienstpersonal in „Gastfamilien“ verdingen, werden ausgebeutet und misshandelt. In ihrer Not und getrieben von Hunger beginnen darum viele Mädchen bereits im frühen Alter von acht bis neun Jahren sich zu prostituieren – einzig mit dem Ziel zu überleben und zur Schule gehen zu können.
Bischof Julio will deshalb mit seinen Mitarbeitern ein Zuhause für Mädchen in Istmina schaffen, ein Wohnhaus für junge Mädchen, ein „casa hogar“, in dem diese betreut von katholischen Ordensschwestern geschützt aufwachsen und zur Schule gehen können.