Der Alltag in Kolumbien, besonders in ländlichen Gegenden wie dem Chocó, ist von einem sehr traditionellen Gesellschaftsmodell mit patriarchalischer Grundhaltung und Machismo geprägt. Frauen werden hier weithin unmündig gehalten und strukturell benachteiligt. Sie sind in allen entscheidenden Fragen von ihren Ehemännern oder Vätern abhängig und werden für die gleiche Arbeit geringer entlohnt. Dabei bleibt es häufig gerade den Frauen überlassen, ganze Großfamilien zu versorgen, wenn sich die Väter, was durchaus gängige Praxis ist, abgesetzt haben oder sie, und auch dies geschieht mit erschütternder Häufigkeit, ermordet oder verschleppt werden.
Während des paramilitärischen Konflikts im Chocó sind Frauen außerdem zu Zielscheibe und Waffe zugleich geworden, wurden häufig Opfer von Vergewaltigungen und Misshandlungen — von Gewaltakten, die gleichzeitig als Drohmittel gegen die Ehemänner und Familien eingesetzt wurden.
Auch im häuslichen Kontext sind derartige Gewalttaten gegenüber Frauen keine Seltenheit, und bleiben in den allermeisten Fällen straflos — falls es überhaupt zu einer Anzeige kommt. Die ökonomische Abhängigkeit der weiblichen Opfer von den männlichen Tätern führt dazu, dass sexueller Missbrauch kaum aufgearbeitet wird.